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Henning Deters mit Bestzeit in Frankfurt - ein sehr lesenswerter Erfahrungsbericht!

Es gibt zwei Momente im Leben eines Läufers, in denen man sich fragt, wozu man das alles macht. Der eine ist der Moment kurz vor dem Ende eines Marathons, der andere ist der Sonntagmorgens um sechs im Bett. Der Gedanke an das monatelange Training, das sich heute auszahlen sollte, trieb mich am vergangenen Wochenende aber doch hinaus.

Nach dem Frühstück bei Sonnenaufgang auf der Autobahnraststätte galt es in Frankfurt nur noch einen Parkplatz zu organisieren und eine von 15.000 Marathon-Startnummern abzuholen. Etwas hektisch quetschte ich mich sodann in den ersten Startblock, der hier sogar seinen eigenen Sponsor und seine eigene Startzeit hatte. (Der "Asics-Startblock" startete um 10:30, exakt sieben Minuten vor dem "BMW-Startblock".)

Auf den ersten fünf Kilometern stand man sich dennoch auf den Füßen, und es dauerte die gesamten zehn Kilometer durch das Bankenviertel, bis ich den 2:59-Pacemaker eingeholt hatte, der allerdings etwas schnell unterwegs zu sein schien. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 30 Sekunden Defizit auf meine erhoffte Zielzeit von 2:49 angehäuft. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es eher Grund zur Panik gewesen wäre, hätte ich jetzt schon eine halbe Minute zu wenig auf der Uhr gehabt. Denn, wie eine der unvermeidlichen Marathonweisheiten lautet, "von hinten ist die Ente Fett". Im Schatten der Wolkenkratzer wunderten sich manche LäuferInnen über das fehlende GPS-Signal. Zum Glück hatte ich meine Zwischenzeiten auf einem Armband notiert und konnte mich an den Kilometerschildern orientieren.

Den Halbmarathon passierte ich bereits jenseits des Mains schon wieder fast planmäßig bei Netto 1:24:58 und fühlte mich dabei frisch -- wie der nun langsam aufziehende Wind. Die folgenden fünf Kilometer lief ich ein paar Sekunden schneller als der erforderliche Vierer-Schnitt. Als nächstes kam die Schwanheimer Brücke, ein leicher Anstieg auf der sonst topfebenen Strecke, danach führte die Strecke zurück am nördlichen Ufer Richtung Hoechst. Hier, an der Mainzer Landstraße, der gefürchteten langen Geradeausstrecke, ereilte mich ein Schicksal, das mich nun zumindest für immer mit einem berühmten deutschen Top-Athleten verbindet: Ich "machte den Fitschen" und verlor wichtige Minuten damit, vor einem besetzen Dixi-Klo herumzustehen. Die gewünschte Zeit war kaum mehr zu erreichen, die Motivation im Keller. Mühsam raffte ich mich auf, dennoch "zu finishen", gelangte aber nicht mehr in den gleichmäßigen Rhythmus. Der Abschnitt zwischen km 30 und 35 war der langsamste, mit einem Schnitt von kaum weniger als 4:40. Zwischendurch hatte mich auch der Regen tüchtig nass gemacht.

Die folgenden 5 Kilometer gingen dann wieder annähernd im Vierer-Schnitt, aber eben auch nicht schneller. Dazu trug der Wind bei, der schließlich, zurück im Bankenviertel zwischen Frankenallee und "Fressgass" noch einmal mächtig durch die Häuserschluchten pfiff. Fünfzehnhundert Meter vor dem Ziel blies eine Böe mir den erst am Morgen in Erwartung von Sonne gekauften Blendschirm vom Kopf. Mein Messeschnäppchen! Ich lief zurück, wodurch ich einen möglichen Verlust von 15 Euro durch einen Verlust von 30 Sekunden kompensierte. Vielleicht lag es daran, dass ich eben erst die Europäische Zentralbank passiert hatte.

Auch die Zielgasse war mitten in einer Art Windkanal gelegen. Das war von den Veranstaltern sicher nicht vorgesehen, denn die Inszenierung des Zieleinlaufs in der Festhalle mit rotem Teppich, Lichtshow und Kunstnebel konnte sich sehen lassen. Das Endergebnis: 2:54:55. Wie erhofft die 2:50 zu knacken, dazu hatte es dann also doch längst nicht gereicht. Mit Abstand von zwei Tagen wirklich alles andere als ein Grund sich zu ärgern. Dennoch schwor ich mir beinah, erschöpft und genervt wie ich war: Nie wieder Marathon! Zurück in Bremen fand ich allerdings einen Umschlag aus Boston, MA im Briefkasten, und darauf stand: "This card confirms your ACCEPTANCE into the 118th Boston Marathon on April 21st, 2014". Die schlechten Vorsätze halten anscheinend noch weniger lang als die guten. Zum Glück!

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Weg zum Krähenberg 1 - 28201 Bremen