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OCR-Europameisterschaft in Esbjerg, Dänemark / Erlebnisbericht von Sebastian Baumann

Die Athleten des ATS Buntentor kehren zufrieden und mit klaren Vorsätzen von der OCR-Europameisterschaft in Esbjerg, Dänemark zurück. Schon am Freitagvormittag hatten sich Sebastian Baumann, in der Altersklasse 35-39, und Tim Krüger, AK 30-34, auf dem short course über knapp 4 km versucht. Bei bestem Wetter starteten die Läufer von der großzügigen Sportanlage „Blue Water Dokken“ auf die Laufstrecke.

Die Laufqualitäten, die den Startern des Teams „Crow-Mountain-Survival“ bei den letzten Veranstaltungen der Lake-Run-Serie noch sehr gute Plätze eingebracht hatten, sollten allerdings an diesem Tag kaum zum Tragen kommen. Die Strecke war gespickt mit anspruchsvollen Hindernissen, so dass zwischen den ungefähr 20 Hindernissen kaum mal eine Distanz von über 400 Metern bewältigt werden musste. Dabei mussten an verschiedenen Hindernissen selbst Strecken von über 15 Metern überwunden werden. Die in erster Linie technischen Hindernisse forderten, neben ausreichend Power im Oberkörper und der entsprechenden Technik, vor allem Griffkraft, da an den Hindernissen an diversen Griffen gehangelt und geschwungen, Netze über- und unterklettert, Seile erklommen und Gerüste bestiegen werden mussten. Durch die Vorbereitung der Athleten des ATS Buntentor in der Boulder Base Bremen (BBB) hatten sie zwar deutliche Fortschritte in den erforderlichen Bereichen gemacht, es sollte sich aber zeigen, dass sie die Rechnung ohne die Organisatoren des Laufs gemacht hatten.
Vor dem Lauf bekamen alle Athletinnen und Athleten ein Armband, welches sie als Beweis tragen durften, dass sie die Hindernisse bewältigt haben. Sowohl Baumann als auch Krüger entschieden sich jeweils am „Low-rig-to-high-rig“ gegen einen vierten Versuch auf der „Retry-lane“, der neben immensem Kraftverlust auch deutliche Wartezeit bedeutet hätte, und ließen ihr Band entfernen. Die beiden konnten danach ihre Runde entspannter zu Ende laufen, ohne den Druck jedes Hindernis bewältigen zu wollen, und nahmen die weitere Strecke eher als Trainings- und Ausprobiermöglichkeit für den folgenden Tag.
An diesem Hindernis, an dem zuerst mit Händen und Füßen an verschiedenen Griffen ca. 120 cm über dem Boden, am „low rig“, und später, nur mit den Händen, an verschiedenen Hangelgriffen über Kopfhöhe, dem „high rig“, geklettert werden musste, scheiterte ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Von den wenigen, die das Hindernis mit Armband passieren konnten, gaben im Laufe der weiteren Strecke so viele ihre Bänder ab, dass am Ende des ersten Wettkampftages nur sehr wenige Läuferinnen und Läufer das Ziel mit ihrem Armband erreichten. In der Altersklasse von Baumann erreichten lediglich 2 von ca. 100 Läufern mit Armband das Ziel, in Krügers Altersklasse waren es nur 7 von 115, die in die offizielle Wertung einziehen konnten. Auch in der Elite-Group erreichten bloß 13 von ca. 100 Startern das Ziel mit ihrem Armband.

Bereits kurz nach den ersten Zieleinläufen hagelte es harsche Kritik von Seiten der Teilnehmer an den Veranstaltern. Die Laufpassagen seien zu kurz und die Hindernisse zu zahlreich und zu anspruchsvoll, so dass der Lauf eher einem Ninja-Warrior-Parcours glich als einer OCR-Strecke, so die quasi einhellige Meinung vor Ort und in den sozialen Netzwerken. Schon am Nachmittag hörte man Gerüchte, die im Laufe des Tages bestätigt wurden, dass die Hindernisse für den folgenden Tag entschärft werden würden.

Für den standard course über 15 km am folgenden Tag hatte sich auch Ralf Simon-Würker gemeldet, der in derselben Altersklasse wie Baumann startete. Zu ihnen gesellte sich noch Steffen Süßenbach, ein alter Bekannter, hatte doch Süßenbach das Team „Crow-Mountain-Survival“ beim vergangenen Lake-Run in Wulsbüttel beim Sieg in der Mannschaftswertung verstärkt. Spätestens bei diesem Lauf hatten Baumann, Krüger und Simon-Würker auch die Qualifikationsnorm für die Teilnahme an der Elite-Group erreicht. Alle entschieden sich jedoch bei ihrer Meldung für die entsprechenden Altersgruppen zu bleiben.

Baumann und Simon-Würker begaben sich gemeinsam auf die Laufstrecke. Es erwies sich als große Motivation, dass die beiden etwa gleichstarken Athleten sich gegenseitig emotional unterstützten. Jede körperliche Hilfe an Hindernissen ist bei diesen offiziellen Wettkämpfen untersagt und würde zum Verlust des Armbandes führen.
Die angemessen anspruchsvolle und wunderschöne Laufstrecke führte über die Sportanlage, durch Dünen, über den Strand zum Hafen und, nach einem kurzen Abstecher durch die „Blue Water Arena“, das Stadion des örtlichen Erstliga-Fußballvereins Esbjerg fB, wieder zurück auf die Sportanlage „Blue Water Dokken“, wo auf dem letzten Drittel der Strecke wieder der Kurs und die Hindernisse des gestrigen short course warteten.
Am „Cliffhanger 5.0“, einem Hindernis, bei dem die Sportler von einem Seil auf verschiedene, beweglich aufgehängte Kletterwände mit eingelassenen Griffen und Tritten klettern mussten, trennten sich die Wege von Baumann und Simon-Würker. Erstgenannter setze sich vorerst ab und bewältigte die folgenden Hindernisse schneller als Simon-Würker. Dieser sah sich gezwungen sein Armband abzugeben, konnte dadurch aber sein ausgezeichnetes Lauftempo beibehalten und dennoch noch weitere Hindernisse bewältigen.
Baumann trug sein Armband noch bis kurz vor die Rückkehr auf die Sportanlage, wo die längsten Hindernisse auf die Athleten warteten.
An der „Stairway“, einem A-förmigen Leitergerüst, das von innen, nur mit den Händen, erklommen und auf der anderen Seite wieder hinabgestiegen werden musste, scheiterte Baumann in vier Versuchen nahezu am Ende seiner Griffkraft und wurde von Simon-Würker überholt.
Auf dem Weg hatte Baumann einige Hindernisse bewältigt, an denen er am Tag zuvor noch scheiterte, u.a. das entschärfte „Low-rig-to-high-rig“ und das sehr anspruchsvolle Hindernis „North Pole“, bei dem Netze unterklettert, an schwingenden Ankern gehangelt und von Tau zu Tau geklettert werden musste. Die Enttäuschung das Band abgeben zu müssen war riesig und Baumann schleppte sich nur noch durch die Hindernisse auf dem letzten Kilometer ins Ziel (2:29:39 Stunden), wo Simon-Würker (2:27:37 Std.) schon auf ihn wartete.
Krüger, als starker Läufer bekannt, kam die Strecke sehr entgegen und kam, deutlich nach seinen beiden Mannschaftkameraden gestartet, doch ziemlich zeitnah in 2:16:15 Std. nach den beiden ins Ziel. An Hindernissen hatte Krüger schon früh mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Blasen, die sich am Vortag an seinen Händen gebildet hatten, waren aufgerissen und ließen das notwendige Greifen an Hindernissen nicht mehr zu. Ein Phänomen mit dem einige Teilnehmer zu kämpfen hatten und das auch für Krüger kein unbekanntes Problem war. Auch beim Training waren schon Blessuren an den Händen vorgekommen. Im Training blieb allerdings ausreichend Zeit zur Regeneration – hier nicht.
So musste sich Krüger schon am „Flying monkey“ geschlagen geben und sein Armband entfernen lassen. Die Sprünge von einer Reckstange zur anderen über eine Distanz von geschätzten 1,80 m waren für ihn nicht zu schaffen. Befreit lief Krüger die Strecke zu Ende, überquerte noch die für ihn machbaren Hindernisse und versuchte sich auch an allen anderen und kam mit einer hervorragenden Zeit ins Ziel.
Süßenbach (4:29:04 Std.), den Krüger auf der Strecke überholt hatte, trug sein Armband am Weitesten. Es sah bis drei Hindernisse vor dem Ziel noch so aus als könne er es mit Armband erreichen. Leider musste sich auch Süßenbach dem „The Dominator“ geschlagen geben. Die Kombination aus verschiedenen Griffelementen zum Hangeln, Seilen, Netzen, Reifen und flying monkeys war nach dem anspruchsvollen Lauf auch im vierten Versuch nicht mehr zu bewältigen.

Die Athleten des ATS Buntentor schauen begeistert auf ein großartiges Event zurück. Die Veranstaltung ließ keinen Wunsch offen und war perfekt organisiert. Die Stimmung unter den Läufern war ausgezeichnet und von Sportkameradschaft geprägt. Alle Teilnehmer unterstützen sich, über Landes-, Geschlechter- und Altersgrenzen hinaus, gegenseitig mit Rat, unterstützenden und motivierenden Gesprächen und positiver Stimmung auf der gesamten Strecke. Alle sprachen Englisch miteinander und so konnte es vorkommen, dass zwei deutsche Teilnehmer, sofern sie sich nicht am Trikot erkannten, mehrere Meter und Hindernisse gemeinsam hinter sich brachten und erst spät feststellten, dass sie sich auch auf ihrer Muttersprache hätten austauschen können.
Sportlerinnen und Sportler, die Teile der Strecke gemeinsam oder Hindernisse zeitlich bewältigten, erkannten sich im Zielbereich wieder, erkundigten sich nach dem weiteren Verlauf des Rennens oder gratulierten sich einfach und klatschten sich ab.
Die unzähligen Offiziellen des Laufs, die als „marshals“, also als Schiedsrichter, an den Hindernissen tätig waren, überwachten die Bewältigung der Hindernisse und riefen wieder und wieder jedem ankommenden Läufer die Regeln ins Gedächtnis. Sie versäumten nie die erfolgreichen Läufer zu beglückwünschen und abzuklatschen und die gescheiterten Läufer zu motivieren. Dabei wurden die Regeln dennoch klar durchgesetzt. Ein Fuß hinter der Linie? Ein Element berührt, das nicht als Griff verwendet werden durfte? Beine oder Füße in einem „just hands“-Hindernis zur Hilfe genommen? Nur ganz kurz den Boden berührt? Die Glocke am Ende des Hindernisses nicht deutlich angeschlagen? Die marshals kannten kein Pardon. Freundlich, aber bestimmt wurden die Athleten an den Anfang der Hindernisse zurückgeschickt. „Please, go to the retry-lane!“
Andererseits litten sie mit den Athletinnen und Athleten die sich gezwungen sahen, ihre Armbänder abzugeben. „Are you sure?“ „You can do it!“ „Come on, one last try.“ Athleten die sich besonders schwer taten ihr Armband abzugeben, wurden auch mal mit einer Umarmung in den restlichen Teil des Laufs entlassen.

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Die Läufer des ATS Buntentor sind sich einig, im nächsten Jahr wollen sie wieder dabei sein.
Die Partnerschaft mit der Boulder Base Bremen wird bei der Vorbereitung sicher weiterhin eine große Bereicherung des Trainings sein. Durch den Zugewinn an (Griff-)Kraft, ergänzt durch die Fähigkeit in Situationen starker körperlicher Belastung weiterhin flexibel auf herausfordernde Situationen reagieren zu können, ist das Training in der BBB ein hervorragender Baustein in der Vorbereitung auf die nächsten Läufe.
Die Vorbereitungen für den „Crow-Mountain-Survival“, den Lauf des ATS Buntentor am 23. September 2018, gehen dabei mit dem Training Hand in Hand. Hindernisse, die für den Lauf gebaut werden, fließen ins Training ein, Erfahrungen aus den Läufen, fließen in die Planung neuer Hindernisse ein.

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