ATS Buntentor – Wie ich Deutscher Meister im 50 km Ultramarathon in der AK M70 wurde

Ein Bericht von Hartmuth Schlachter

Die ersten Infos zu dieser Deutschen Meisterschaft konntet ihr ja schon lesen. Aber wie habe ich dieses perfekte Rennen erlebt ?

 

Ich hatte mich natürlich vorher anhand der Meldeliste über meine Gegner im Internet informiert. Die meisten Starter innerhalb einer Altersklasse kennen sich wahrscheinlich aus früheren Rennen, für mich war es jedoch der erste Start bei einem Ultramarathon über 50 km, im Vorjahr beim Werderseelauf hatte ich mich kurz vorher verletzt und konnte nicht starten. Ich hatte zwei Läufer ausgemacht, die etwa meine Trainingszeiten bzw. Marathonzeiten aus den Vorjahren wohl würden erreichen können. Dabei hatte ich einen allerdings übersehen, was sich hätte nicht so gut auswirken können, hätte ich nicht einen Coach an der Strecke gehabt.

Mein tansanischer Freund Bihemo (siehe Foto) war nämlich morgens rechtzeitig zum Start aus Frankfurt angereist, ich hatte ihn vorher entsprechend mit einer Liste meiner vermeintlich stärksten Gegner gebrieft.

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Zum Rennverlauf:

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Ich wollte versuchen, in den ersten 5 km-Runden um den Hardtsee möglichst an meinem vermeintlich stärksten Gegner dranzubleiben, um im weiteren Verlauf meine Chancen zu wahren. Allerdings war das Tempo in den ersten 5 Runden bis etwa km 25 für mich eigentlich zu schnell (Pace von etwa 5:18 im Schnitt), auf jeden Fall schneller als ich es nach meinen Trainingszeiten mir vorgenommen hatte (etwa 5:30 bis 5:40). Aber es gelang mir, meinen Gegner nicht aus den Augen zu lassen.

An der Ziellinie war ein großer Monitor angebracht, auf dem man nach jeder Runde seine letzte Rundenzeit und vor allem seine momentane Platzierung sehen konnte.

Ich war also die ganze Zeit auf Platz 2, mein Begleiter Bihemo unterrichtete mich zusätzlich über die Rückstände zum Dritten – zu Anfang mehrere Minuten, ich meinte also nach hinten hin nicht viel befürchten zu müssen.

Als ich schon zu Beginn der 6. Runde dachte, dass ich das Tempo des Führenden nicht würde durchhalten können, merkte ich, dass mein Gegner immer langsamer wurde. Ich atmete auf, wir kamen jetzt in den Bereich meiner geplanten Pace. Gegen Ende der 7. Runde wurde der Führende so langsam, dass ich schon überlegte, wann ich ihn wohl überholen sollte. Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Denn Bihemo am Streckenrand fuchtelte wild mit den Armen und machte mich auf einen dritten Läufer aus der M75 Klasse aufmerksam, der mich/uns kurz vorher überholt hatte – von mir nicht bemerkt (es war ein dichtes Läuferfeld von mehreren Hundert Läufern unterwegs), aber Bihemo sah ihn mit Namen und Startnummer auf seiner von mir erstellten Liste. Durch das in Runde 6 und 7 verschleppte Tempo konnte der offensichtlich den anfänglichen Rückstand aufholen.

Gleich danach kam die Start-/Ziellinie und ich war zu diesem Zeitpunkt für kurze Zeit auf den 3. Platz zurückgefallen. Dann kam wie nach jeder Runde die Verpflegungsstelle, die ich ausließ und dabei den 6 Runden lang Führenden überholte, ich war also jetzt wieder auf Platz 2. Das gleiche Spiel fing also wieder von vorne an.

Erst einmal konnte ich den Rückstand auf den nun Führenden in einer relativ schnellen Runde (Pace 5:27) aufholen. Die letzten zwei Runden dranzubleiben fiel mir nicht schwer. Den vor mir Laufenden glaubte ich nämlich deshalb „übersehen“ zu haben, weil er ein „richtiger“ Ultraläufer war, der sonst viel längere Strecken (6 Stunden, 100 km und mehr) läuft. Deshalb war ich mir ziemlich sicher, ihn im Endspurt schlagen zu können, zumal ich ja durchaus auch kürzere Strecken laufe und mich immer noch gut fühlte. Genau so kam es: Nach einer kurvigen Stelle am Ende der Runde überholte ich ihn mit zwei, drei schnellen Schritten und stürmte nach einer etwa 200 m langen Schlussgeraden in 4:36:55 Stunden in mein Läuferglück. Im Ziel hatte ich 22 Sekunden!!! auf den Zweitplatzierten herausgeholt. Der Drittplatzierte und lange Zeit Führende kam fast 10 Minuten später ins Ziel.

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Unser ATS Ultrateam

Vielen Dank an meinen Betreuer Bihemo, ohne den dieser Deutscher Meister Titel nicht möglich geworden wäre und an die Mittwoch-Laufgruppe vom ATS Buntentor für die gemeinsamen Trainings-„Seerunden mit Schlenker“ um den Werdersee und die wertvollen Tipps hinterher beim Bier im Corvus.