Vom Winde verweht, oder: 100 Km kaltes Grauen
Meister Löffelstiel, der Ingo, hielt sich für besonders flink, und er rümpfte seine Nase, weil vor ihm der Ultra ging.
"He! Du liegst wohl noch im Bette, los, wir laufen um die Wette, nach 100 Kilometern ist das Ziel!
Und so trafen sich der Autor dieser Zeilen und viele andere Läufer am 01. April in Süddeutschland in Ubstadt-Weiher zur Deutschen Meisterschaft im 100 Km-Lauf.
20 Runden von jeweils 5 Km waren zu absolvieren, bis man erschöpft aber glücklich das Ziel durchlaufen durfte.
Start um 07:00 Uhr pünktlich zum Sonnenaufgang, aber die Sonne ließ sich diesen Tag nicht blicken, stattdessen ein Potpourrie an unangenehmen Wetterphänomen.
Es war sehr windig, kalt und regnerisch. Dunkle Wolken wurden vom heftigen Wind über den Rundkurs gepeitscht, brachten auch viele Schauer mit sich.
Also ordentlich anziehen, sonst wird es schnell enden.
Mein Wunsch war es, unter 10 Stunden zu bleiben, hatte aber keine Erfahrung mit derartig langen Wettkämpfen. In der Vorbereitung waren 2 Wettkämpfe über 50 Km,
das sind ja zusammen 100, passt also, oder?
Was nicht passte, war das Wetter, das wurde mir bitter beigebracht. Die erste Hälfte lief ich nach vorher festgelegtem Plan, so circa 27:30 Minuten für eine 5 Km-Runde,
musste dann aber kräftemäßig zurückstecken. Die Streckenabschnitte mit Gegenwind brachten mich immer wieder fast zum Stehen, Weiterlaufen kostete extrem viel Kraft.
Rückenwindabschnitte konnte man zwar gut Laufen, aber nicht soviel Zeit aufholen, wie man vorher verloren hatte und ein gleichmäßiges Tempo wäre auf so einer langen Distanz eigentlich so wichtig!
Nach 45 Km verabschiedete ich mich innerlich von meiner Zielzeit, musste mir eine neue Strategie zurechtlegen, wenn ich diesen Tag überstehen wollte.
Ich begann, die härtesten Gegenwindpassagen sehr langsam anzugehen, um überhaupt durchzukommen. Der harte, immer stärker werdende Wind und die Regenschauer brachen meine Zuversicht.
Körperlich war ich im Eimer, und die immer härter werdenden Bedingungen knackten mich auch mental. Damit war ich aber nicht alleine, die Führung bei den Männern wechselte häufig,
bei den Damen musste auch Weltrekordlerin Nele Alder-Behrens kurz vor mir liegend nach hartem Kampf gegen ihren Körper aufgeben, ebenso wie viele andere heute.
Selten so viele Starter in einem Rennen, die das Ziel nicht erreichen konnten.
Irgendwann war ich dann bei über 80 Km, jetzt konnte man überschlagen, ob und wie man ins Ziel kommen könnte. War die 11 Stunden-Marke noch realistisch? Unbedingt, ja!
Ich versuchte mich zu motivieren, war aber in den Gegenwindpassagen immer wieder völlig frustriert. Zu Beginn hatte ich einfach zu viele Körner gelassen.
So wurde es eine Zeit von 11:13:21 Stunden, ich war einfach nur Happy das diese Tortur vorbei war.